Der Vorhang fällt…

Wenn sinnbildlich der „Vorhang fällt“ wird es ruhig und auch ein bisschen einsam. Nicht nur im Zuschauerraum, sondern auch in einem selbst. Die ganze Spannung der letzten Wochen ist plötzlich verschwunden. Die Zeit, die ansonsten sich auf das eine Ereignis der Premiere und den anschließenden Vorstellungen verdichtet, ist jetzt wieder ausreichend vorhanden, geht wieder seinen normalen Gang. Der Alltag kehrt zurück.

So oder so ähnlich empfinden Schauspieler – ich spreche da aus eigener Erfahrung – das Ende einer Theaterproduktion. Es fehlt etwas dort, wo vorher ganz viel war.

Und es gibt nur zwei probate Mittel dagegen: Aussteigen oder Weitermachen! Sich noch einmal der kreativen, schöpferischen Kraft des Theaterspiels hingeben, oder es sein lassen – die Erfahrung mitnehmen und seiner Wege gehen.

Weitermachen!

Unser wunderbares Ensemble hat jetzt die Möglichkeit dazu weiterzumachen und ein neues Theaterstück auszuwählen. Bei dem letzten Treffen wurde besprochen, was nach Leonce und Lena kommen mag. Es wurden fleißig Theatertexte gelesen, diskutiert, verworfen, angenommen und schließlich doch wieder abgelehnt. Hierbei war der Blick in die Vergangenheit ein nicht unwesentlicher: Sollte man mit dem alt Bekannten vielleicht weitermachen? Leonce und Lena fortsetzen, einen „zweiten Teil“ machen. Vorteile hätte es: die Sprache ist bekannt, die Struktur des Stücks geläufig – ein echtes Heimspiel also. Oder vielleicht ist gerade das, was kreativ sein verhindert? Alte Fahrwasser führen in die gleichen Gefilde, nichts wirklich Neues stünde den Schauspielern und dem Publikum bevor, „Betriebsblindheit“ macht sich vielleicht breit. Überlegungen, die letztlich zu einer (fast) eindeutigen Meinung innerhalb des Ensembles führten: Etwas Neues muss her. Oder vielleicht doch nicht?

Frage einen Maler, der vor einer Staffelei mit weißem Blättern steht was er malen möchte. Selbst wenn er Dir sagt, er möchte ein Fahrrad malen und eine konkrete Vorstellung vor seinem geistigen Auge vorhanden ist, kann sich diese im Verlauf seines Malens noch radikal verändern. Kreativ sein bedeutet oft nicht zu wissen wo die Reise hingeht. Beim Texte schreiben für diesen Blog ist das übrigens genauso.

So bleibt erstmal abzuwarten welche Einfälle, unbewussten Vorgänge und äußeren Einflüsse das Ensemble bei der Wal des Stücks beeinflussen und welches Ergebnis dabei herauskommt.

Etwas Aufregendes und Spannendes erwartet uns als Zuschauer auf jeden Fall!