Die Bühne des Theaterlabors Traumgesicht auf dem Campus Golzheim ist spartanisch bestückt und hell ausgeleuchtet.  So lässt sie es zu, dass sich die Zuschauerinnen und Zuschauer an diesem spätsommerlichen Samstagabend voll und ganz auf die Figuren Lore und Harry konzentrieren können. Die beiden verhandeln dort ihre in die Jahre gekommene Beziehung. 90 Minuten reden sie übereinander. Oder miteinander, manchmal weiß man es nicht so genau.

Links sitzt Lore (Sigird Abendroth) und schut in Richtung Harry (Marc Dauenhauer) er steht rechts vor dem Tisch und liest Zeitung. Die Bühne ist schwarz. Es gibt einen Tisch, zwei Stühle und einen gmütlichen Sessel auf der linken Seite.

Wir wollen doch nur, dass du glücklich bist

Anlass für das Gespräch der beiden ist die anstehende dritte Hochzeit der gemeinsamen Tochter, an der Lore und Harry erst einmal nichts Gutes finden können, und die am Ende – so viel sei gesagt – doch zum Guten führt. Die beiden reflektieren die Kindererziehung und kommen zu dem Schluss: Wir wollen doch nur, dass unsere Tochter glücklich ist. Lore und Harry sind eins von diesen Elternpaaren, die wohlmeinend ihren Kindern nichts weiter wünschen als glücklich zu sein. Und sie damit vor eine schier unlösbare Aufgabe stellen.

Denn die beiden wissen eigentlich selbst nicht, wie das geht mit dem Glücklichsein. Die Frage „Führe ich eigentlich das Leben, das ich führen will?“ steht immer wieder im Raum. Zwar greifen die Eheleute die Hochzeit der Tochter wiederkehrend auf, reflektieren aber eigentlich ihr eigenes Glück. Und manchmal wünscht man sich als Zuschauer*in, die beiden würden mehr miteinander reden als übereinander.

Wandel der Figuren auf der Bühne

Dabei schafft es Sigrid Abendroth der Lore einen klagenden Ton zu geben, der die Unzufriedenheit der Figur glaubwürdig herausstellt. Sie will gerne zufrieden sein, mit dem, was sie hat, bekommt es aber einfach nicht hin. Und Marc Dauenhauer zeigt authentisch einen zunächst phlegmatischen Harry mit löchrigen Jeans und nur einem Schuh bekleidet, der lieber im Garten wühlt, als sich um seine Beziehung zu kümmern. Die beiden Schauspieler*innen schaffen es, den Wandel der Figuren im Laufe des Stückes durch ihr Spiel zu verdeutlichen und bieten ein großes Identifikationspotential für die Zuschauer*innen im Raum.

Die Frage „Führe ich das Leben, das ich führen will?“ bleibt hängen. Und obwohl Elke Heidenreich und ihr Mann Bernd Schröder in der Buchvorlage das Portrait zweier Personen zeichnen, die sich womöglich „den letzten Anzug ihres Lebens“ kaufen, ist das Stück durch diese elementare Frage für jedes Alter geeignet.

 

Weitere Aufführungen im Programm

Karten für den 12. Oktober 2019