Schatz an Erfahrungen
Es ist ein ständiges Hin und Her zwischen Bühnenraum und Casino. Aufführungen und geselliges Beisammensein fließen ineinander an diesem Abend des Heimatfestes.
Das TheaterLabor TrauGesicht e.V. hat am vergangenen Samstagabend zur Feier des einjährigen Bestehens am Campus Golzheim eingeladen.
Aber es wird schnell klar, dass hier kein Einjähriges im eigentlichen Sinne gefeiert wird: Gianni und Wolfgang haben einen ganzen Schatz an Erfahrungen und Zeit in diese neuen Räumlichkeiten mitgebracht. Und so mischt sich Altes mit Neuem: Jahrelange Weggefährten werden genauso bejubelt wie neue nachbarschaftlichen Kooperationen. Jahrzehntelange Bühnenerfahrung trifft auf Bühnenpremiere. Und alte, scheinbar aus der Zeit gefallene Plakate schmücken die Wände über der nagelneuen Küche.
Personen verwandeln sich auf der Bühne in jemand anderen
Wie so oft an diesem Abend: Die Theaterglocke schrillt, die Besucher*innen beenden ihre Gespräche, verschwinden im dunklen Bühnenraum. Dann herrscht Stille und Konzentration. Und man kann staunend dabei zusehen, wie sich eine Person auf der Bühne in jemand anderen verwandelt. Diese Verwandlungskunst zeigten an dem Abend vor allem die Schauspielschüler*innen Daniela Schütze, Sigrid Abendroth, Marcel Wannieck und Doris Horn, die sich zum Teil monologisch, zum Teil im Dialog in vielschichtige, irritierende Figuren verwandelten. Und dann tanzt Dirk Neuenhofen, ein blinder Mann mit körperlichen Einschränkungen, zu Ehren seiner Schwester Ilse, die sich ehrenamtlich im Verein engagiert. Dieser Auftritt ist so ganz anders als die Auftritte vorher und nachher. Und trotzdem passt er genau auf diese Bühne am Campus Golzheim.
Und wieder schrillt die Theaterglocke. Sektgläser werden abgestellt, Gespräche verstummen, man huscht schnell wieder in den Bühnenraum, die Blicke richten sich nach vorne. Dieses Mal auf Christa Brunhuber, Mitglied des Vereins seit 32 Jahren und Ensemblemitglied. Sie reflektierte die Bedeutung von Heimat, ihre ist das Allgäu, auch hier wieder vielschichtig wechselnd zwischen poetischer Kunstfigur und sich selbst.
Konzentration, Staunen und Feiern
Eingerahmt wird das Ganze von Mike & Aydin, die einen Teil ihres Programms „Nord-Süd-Gefälle“ in englischer Sprache zeigen sowie von Gesine Lersch- van der Grinten und MArtin Lersch, die das Publikum zu Abschluss mit Gesang und experimenteller Labormusik begeisterten.
Nicht durch schrille Theaterglocken angekündigt, aber den ganzen Abend über präsent war auch die nachbarschaftlichen Initiative „Beutel cool-T“, die sich die Müllvermeidung vor allem beim Einkaufen auf die Fahnen geschrieben hat und sich damit für mehr Nachhaltigkeit direkt vor Ort einsetzt.
Der Abend war ein Hin und Her zwischen Bühne und Foyer, zwischen spielen, sehen, hören und plaudern. Zwischen Konzentration, Staunen und Feiern.
Und all diese Vielfalt wurde zusammengehalten von der ehrlichen Freude und Wertschätzung von Gianni und Wolfgang gegenüber allen Beteiligten. Vielleicht ist genau das der Geist des TheaterLabor TraumGesicht, von dem an dem Abend immer wieder gesprochen wurde.
Hallo Junia, wie schön, dass du es bemerkst und beschreibst. Über vierzig Jahre Erfahrungen aus gemeinsamer Mitarbeit fließen ein in unsere neuen Räumlichkeiten. Altes, Neues, Zukünftiges begegnen sich und einige jahrelange Weggefährten werden geehrt. Ja, ein guter Klang untereinander wird gepflegt, unsere Feedbackkultur schafft klare Luft und gibt dem Persönlichen ebensolchen Raum wie dem Künstlerischen so, das sich beide Bereiche schöpferisch durchdringen können. Ich freue mich auf nächste Beschreibungen von dir. Mit Gruß. Wolfgang.