Hochaktuelle Themen unserer Zeit

Neun Schüler zeigen eine Szene aus ihrem Programm Kabarettungsdienst KLIMAX. Das Thema ist der übermäßige Konsum von Kleidung. Viele Kleidungsstücke fliegen in hohem Bogen durch den Raum.

Liebe Theaterlaboranten, die ihr am Sonntag bei den Kabarettungsdienst nicht dabei sein konntet:

Ihr habt wirklich etwas verpasst!

Es war eine großartige Aufführung der jungen Leute vom Kabarettungsdienst, dem Schülerkabarett des Johannes-Rau-Gymnasiums Wuppertal. Ich war berührt, amüsiert, konnte von Herzen lachen, musste manchmal schlucken, war fasziniert von der Kreativität und Musikalität der jungen Leute, ihrer Spielfreude, aber auch  ihrer Ernsthaftigkeit und ihrer humorvollen, intelligenten und authentischen Umsetzung so vieler  hochaktueller Themen unserer Zeit.

Drei Schüler zeigen eine Szene aus ihrem Programm Kabarettungsdienst KLIMAX. In der Mitte wird die Kanzlerin und links und rechts von ihr werden Europapolitiker karikiert.

Besonders gelungen und berührend

Natürlich und berechtigt spielte der Klimaschutz eine zentrale Rolle. Es blieb aber nicht dabei. Sondern in einem Feuerwerk unterschiedlicher Szenen wurden der Brexit, die lange Kanzlerschaft von Angela Merkel, der Rechtsruck in unserer Gesellschaft, Verkehrskollaps und PS-Wahn, Impfgegnerschaft, religiös legitimierte Gewalt, Digitalisierung in der Schule, Internetkonsum und digitaler Selbstdarstellungsdrang,…..

und noch viel mehr szenisch, satirisch, mit klasse Kostümen, Requsiten, tollen Texten und genialer Musik auf die Bühne gebracht.

Eine Szene ohne satirisches Element möchte ich als besonders gelungen und berührend herausheben: es ging um psychische Erkrankungen. Ein ernsthaftes Thema, leider oft noch immer tabuisiert, aber sehr  präsent, gerade in der herausfordernden Zeit von Jugend und Erwachsen-werden.

In klaren, einfühlsamen Worten wurden von 3 Spieler*innen die Gefühle, das Erleben und die Geschichte von drei seelischen Erkrankungen ausgedrückt (Depression, Schizophrenie und Magersucht). Sehr gut recherchiert – auf das wesntliche konzentriert! Die Protagonisten standen auf  der unteren Ebene der Bühne. Nach dem Erzählen ihrer Geschichten stellte sich eine Ebene höher 3 andere Mitspieler*innen hinter sie und reichten ihnen von hinten ihre Hand. Die Hand wurde angenommen und so ging man gemeinsam von der Bühne. Wie tröstlich: darauf kommt es doch an; es muss dir jemand die Hand reichen. Mich hat diese Szene tief angerührt. Aber auch die, in denen mit Witz und Ironie so manche menschliche Schwäche unserer Zeit aufs Korn genommen wurde. Wie z.B. der Selfie- und Follower-Wahn und seine fatale Auswirkung auf zwischenmenschliche Beziehungen außerhalb des Internets.

Ich bleibe hoffnungsvoll!

Es gab noch vieles zu sehen und zu hören. Nicht alles möchte hier erzählen, aber unbedingt Appetit machen auf das nächste Programm, das der Kabarettungsdienst hoffentlich wieder auf unserer Bühne zeigen wird.

Mein Fazit: bei allen diesen schlimmen und bedrohlichen Nachrichten und Entwicklungen in unserer Zeit: so lange es solche engagierten, klugen und kreativen junge Leute gibt, bleibe ich hoffnungsvoll und lass´ mich gerne von ihrem Geist anstecken und möchte ihr Anliegen ernst nehmen.