Interview mit Dinah Köhler (32), Schauspielschülerin des TheaterLabor TraumGesichts.
Wer verbirgt sich hinter den Rollen der Ensemblearbeit, wo kommen sie her und was führte sie zum TheaterLabor TraumGesicht.
Kira: Hallo Dinah, danke dass du dir die Zeit genommen hast, dich mit mir zu treffen. Wir sitzen hier in den Räumlichkeiten des TheaterLabor TraumGesichts in Düsseldorf. Kommst du ursprünglich aus Düsseldorf?
Dinah: Nein ich komme ursprünglich aus Haagen und bin später, wegen meines Studiums, nach Wuppertal gezogen.
Kira: Verbringst du denn öfter und gerne mal Zeit in der schönsten Stadt am Rhein? Oder zieht dich nur der Schauspielunterricht nach Düsseldorf?
Dinah: Tatsächlich wohnt eine meiner besten Freundinnen in Düsseldorf. Von daher bin ich auch des Öfteren zu Besuch in der Gegend.
Kira: Hast du während deiner Besuche einen Ort für dich in gefunden, der dir besonders gut gefällt?
Dinah: Einen persönlichen Lieblingsort habe ich jetzt nicht, aber ich denke Düsseldorf hat viele schöne Ecken zu bieten. Die vielen Restaurants und den Rhein zum Beispiel.
Kira: Du hast vorhin erwähnt, dass du auf Grund deines Studiums nach Wuppertal gezogen bist. Studierst du noch oder bist du bereits berufstätig, neben deiner Leidenschaft fürs Theater?
Dinah: Ich habe ursprünglich Wirtschaftswissenschaften und Englisch studiert und nach meinem Abschluss hatte ich teilweise Hemmungen mich zu bewerben und bin dann eher durch Zufall im Institut für Pränatale Medizin gelandet. Vorgesehen war meine Stelle eigentlich nur als eine Art Aushilfejob für zwei Wochen, auf Grund von Personalmangel.
Tatsächlich arbeite ich heute, ein 3/4 Jahr später immer noch dort, da die Zusammenarbeit einfach gepasst hat. Trotzdem muss ich sagen, dass es für mich langsam an der Zeit ist nach etwas Neuem zu suchen, da es mich persönlich nicht mehr weiterbringt. Auch wenn ich eine schöne Zeit hatte und einiges lernen konnte, bin ich für einen Wechsel bereit.
Seit ich im TheaterLabor angekommen bin, hat sich meine Sichtweise verändert
Kira: Was wäre der nächste Schritt für dich und wo treibt es dich in Zukunft hin?
Dinah: Ich würde mich mit Sicherheit auf dem klassischen Wege bei einem neuen Unternehmen bewerben, aber ich kann definitiv sagen, dass sich, seitdem ich im TheaterLabor angekommen bin, meine Sichtweise verändert hat und mich meine eigene Berufung woanders hinführt.
Kira:Was kann ich mir genau darunter vorstellen?
Dinah: Ich durchlaufe seit längerem einen Prozess, um für mich herauszufinden, was ich eigentlich möchte und der Unterricht im TheaterLabor hilft mir dabei.
Kira: Es klingt so, als hättest du diese Leidenschaft erst kürzlich für dich entdeckt oder zog es dich auch schon als Kind auf die Bühne?
Dinah: Beim TheaterLabor bin ich jetzt seit 1 1/2 Jahren und außerhalb der jährlichen Aufführungen in meiner Kirche, als ich noch kleiner war, hatte ich wenig mit dem Konzept Theater zu tun. In meinem Auslandsaufenthalt in den USA habe ich jedoch in einem Chor gesungen und bin in einem Musical aufgetreten.
Kira: Könntest du dir denn eine Zeit vorstellen, in der du deine neu gefundene Leidenschaft auch beruflich verfolgst?
Dinah: Das wäre auf jeden Fall eine Option für mich. Vielleicht auch im Sinne einer erneuten Ausbildung, im Bereich Schauspiel oder Theater-Therapie. Aber auch das erfordert viel Planung und Vorausschau, gerade auf der finanziellen Ebene. Trotzdem habe ich Vertrauen, dass sich zur richtigen Zeit der richtige Weg für mich auftun wird und ich ihn dann natürlich auch gehen werde.
Das Gefühl war merkwürdig und unglaublich zugleich
Kira: Würdest du dich denn nur auf den Bereich Theater konzentrieren wollen? oder stehen Fernsehen und Serien auch auf der Agenda?
Dinah: Natürlich würden mich diese Bereiche auch reizen, aber es ist auch vieles eine Gradwanderung zwischen Realität und Wunschdenken. Trotzdem hat sich meine Einstellung insoweit verändert, dass ich der Meinung bin, dass sich Türen öffnen können und werden, wenn es das richtige für einen ist. Es kommt wie es kommt.
Kira: Kommen wir wieder auf das Hier und Jetzt zu sprechen. Du bist jetzt seit fast 1 1/2 Jahren Mitglied des TheaterLabor TraumGesicht. An wie vielen Inszenierungen hast du während dieser Zeit schon mitgewirkt?
Dinah: Ich arbeite jetzt an meiner zweiten Inszenierung mit. In der ersten Aufführung ging es um einen jungen Mann namens Kasper, der sein Gedächtnis verloren hat. Ich habe hier die Rolle einer Einsagerin übernommen. Die erste war die der Schwester von Kasper, als Rapperin und als Madame Ruseau, die einen Vortrag über Gemütszustände hält. Ich habe Kasper immer als ein Art Kleinkind oder Baby wahrgenommen. Und auch als Kleinkind bekommt man natürlich gewisse Eindrücke oder Emotionen um sich herum mit und diese Gespräche und deren Auswirkungen auf Kinder und deren Zukunft wurden in dieser Inszenierung thematisiert.
Kira: Ich denke es ist natürlich, dass jeder Mensch eine gewisse Nervosität verspürt, vor seiner ersten Aufführung? Hast du besondere Rituale mit denen du dich vorbereitest?
Dinah: Definitiv, ich war sehr aufgeregt. Ich hatte das Gefühl als würde ein Film an mir vorbeziehen. Ich hatte keine Kontrolle über die Situation, konnte aber vollkommen in meiner Rolle aufgehen. Das Gefühl war merkwürdig und unglaublich zugleich. Aber besondere Rituale habe ich bis jetzt nicht entwickelt. Mir war und ist nur wichtig, dass wir als Gruppe zusammenkommen und unsere Übungen machen.
Kira: Was sind das für besondere Übungen?
Dinah: Unter anderem sind es Sprechübungen, aber mir persönlich sind die körperlichen Übungen wichtiger. Man lernt seine eigene Präsenz wahrzunehmen und zu sich selbst zu finden. Diese Übungen ermöglichen sich selbst zu spüren, um wahrhaftig und authentisch auf andere reagieren zu können. Hier kommt dann auch der Begriff Slow Acting ins Spiel. Alles passiert langsamer, um richtig auf andere reagieren zu können. Es ist ein ständiges Wechselspiel zwischen der Interaktion mit anderen und der Möglichkeit im eigenen Kontakt mit sich selbst zu bleiben.
Kira: Das hört sich sehr komplex und nach viel Arbeit an?
Dinah: Es hört sich nicht nur komplex an. Hier kommen die Interaktionen mit den anderen, der Kontakt zu sich selbst, die Bewegungen, Texte und Emotionen zusammen und das alles in einem kleinen Moment.
Kira: Kommen wir zur zweiten, aktuelleren Inszenierung?
Dinah: Ein japanisches Stück, genannt Horizont. Hier geht es weniger um den Text und mehr um einen starken Ausdruck. Im Vordergrund steht ein Mann namens Hisashi, der sich auf eine persönliche Reise macht, um den Sinn des Lebens zu finden und seinen wahren Weg. Dort trifft er auf eine erblindete Frau, Naoko, gespielt von mir. Sie besitzt eine Herberge in der Natur. Und nimmt den Mann bei sich auf. Durch den Verlust ihrer Sehkraft, könnte man ihr den sechsten Sinn zusprechen. Sie übergibt Hisashi ein wundersames Kissen, welches ihm ermöglicht von sich selbst zu träumen und sich in einem neuen, anderen Licht zu sehen. Mehr werde ich nicht verraten, du bist aber gerne zur Aufführung eingeladen.
Kira: Das werde ich mir natürlich nicht entgehen lassen. Suchst du dir deine Rollen selbst aus oder werden sie dir zugewiesen und bist du zufrieden mit diesen Rollen?
Dinah: Mich hätte die Rolle des Hisashi auf jeden Fall interessiert. Besonders die persönliche Wandlung des Charakters. Aber ich vertraue unseren Leitern. Die zugeschriebenen Rollen werden nicht ohne Grund so verteilt, wie sie verteilt werden. Ich bin offen für die verschiedensten Rollen und zufrieden mit denen, die ich bis jetzt darstellen durfte und gespannt was noch auf mich zukommen wird.
Stunden mit allen Sinnen anwesend
Kira: Kommen wir jetzt einmal auf den Unterricht zu sprechen. Was macht dir am meistens Spaß? Oder gibt es Dinge, die dir Kopfzerbrechen bereiten und dich zur Verzweiflung treiben?
Dinah: Am meisten schätze ich am Unterricht und in der Ensemblearbeit, dass es für mich einen persönlichen Weg ebnet, um zu mir selbst zu finden. Die persönliche Weiterentwicklung spielt für mich eine große Rolle während des Unterrichtst. Das habe ich auch immer daran gemerkt, dass ich während dieser Stunden mit all meinen Sinnen anwesend bin, nur der Moment zählt in diesem Augenblick. Für mich hat der Theaterunterricht etwas Meditatives. Es schärft meine Präsenz und all meine Probleme rücken in dieser Zeit in den Hintergrund. Hier kann ich einfach nur sein. Dennoch können persönliche Probleme aus dem Alltag oder der Vergangenheit zum Vorschein kommen, was ziemlich schmerzhaft sein kann. Trotzdem halte ich es für wichtig, diesen Gefühlen einen gewissen Platz einzuräumen und sie zuzulassen, für sich selbst und um sich im weiteren Verlauf wieder voll und ganz auf seine Rolle konzentrieren zu können.
Kira: Es klingt, als hättest du den richtigen Ort für dich gefunden. Wie bist du auf das TheaterLabor TraumGesicht gestoßen?
Dinah: Ich hatte im Laufe meines Studiums immer mal wieder nach Theaterschulen Ausschau gehalten, aber das Richtige schien nie dabei gewesen zu sein. Kurze Zeit nach meinem Studium habe ich ein Video gesehen, über einen jungen Nachwuchsschauspieler, der in seiner Rede so euphorisch und leidenschaftlich über seinen Berufsweg gesprochen hat, dass es mich einfach gepackt hat. Ich habe sofort nach Theaterworkshops in Düsseldorf gesucht und bin auf die Seite des TheaterLabor TraumGesichts gestoßen. Wie ich bereits zuvor gesagt habe. Im Richtigen Moment zeigt sich der richtige Weg.
Kira: Nachdem du jetzt über ein Jahr mit den Leuten des TheaterLabors zusammenarbeitest, wie würdest du die Stimmung und die Atmosphäre untereinander beschreiben?
Dinah: Wir verstehen uns alle blendend. Mir besonders gefällt die ausgeprägte Feedbackkultur die wir untereinander haben. Vor und nach dem Unterricht setzten wir uns kurz zusammen und lassen alles Revue passieren. Aber natürlich gibt es auch angespannte Momente und Meinungsverschiedenheiten. Wir arbeiten 2-3-mal die Woche für mehr als drei Stunden zusammen, da sollte so etwas ganz natürlich sein.
Kira: Dinah, ich bedanke mich vielmals für das Interview und habe nur noch eine letzte Aufgabe für dich. Nenne mir drei Wörter, die deine Leidenschaft fürs Theater beschreiben.
Dinah: Das ist gar nicht so einfach. Aber wenn ich mich entscheiden müsste, würde ich sagen, Präsenz, Selbstfindung und die Möglichkeit die eigene Fantasie und Kreativität spielen lassen zu können.