Probentag 8.11.17

Bei der heutigen Probe konzentrieren wir uns auf den Auftritt Leonce – Rosetta. Die Szene beginnt mit Leonces Vorbereitung für eine “ambrosische” Nacht. Rosetta tritt auf, schmeichelnd, erotisch, sehr weiblich. Die Katas, die Rosetta bekommen hat (langsames Ausziehen ihrer imaginären Kleider, untere und obere Darbietung, Tanzen auf Zehenspitzen), passen wie vom “Geheimen Regisseur” ausgesucht.

Leonce wird durch seine Katas zunächst eher zu Zurückhaltung und Schüchternheit angehalten, findet aber, von der Musik getragen, zu fast tänzerischen Bewegungen. Später, auf der Bühne, glänzt Rosetta mit ihrer aufreizenden Weiblichkeit, roter BH, Leonce hingegen bleibt relativ kühl. Er scheint von Eros nur angehaucht. Seine rätselhaften und ausweichenden Antworten zum Thema Liebe hinterlassen bei Rosetta Sprachlosigkeit und Stille. Sie, die Liebende, begreift, dass ihre Hoffnungen ins Leere laufen. Im Verlauf der Szene finden aber beide durch intensiven körperlichen Ausdruck zu mehr Nähe.

 

In dieser Szene klaffen Textbedeutung und körperlicher Ausdruck weit auseinander. Leonce:

“O, eine sterbende Liebe ist schöner als eine werdende. […] Addio, addio meine Liebe, ich will deine Leiche lieben.”

Rosettas Lied und Tanz sind von berührender Schlichtheit und Traurigkeit. Auch ihre Liebe ist eher dem Tod zugewandt als lustvollem Sein. Die Szene endet mit Rosettas scherzhaft-bitteren Erkenntnis:

Leonce, du bist ein Narr, ein verdammter Narr! Ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein.”

Lena und die Gouvernante üben in der Zwischenzeit im Probenraum ihre neuen Katas, die überaus skurril, geradezu experimentell sind. So entstehen in dieser Szene völlig neue Facetten der Figuren, die der Absurdität Raum geben. Wolfgangs Bemerkung: “Experimentell, aber gelungen!”