7 Wochen sind nun schon vergangen seit unserer letzten öffentlichen Probe von Leonce und Lena und am 24.2. steht nun das vorläufig letzte Mal an. Wir freuen uns sehr darüber, wieder am Ensemble-Tisch zusammen zu kommen, als Gruppe zusammen zu finden und uns das vertraute Stück wieder anzueignen.
Veränderungswünsche gab es nur wenige. Da der Auftritt von Leonce zu Beginn viel Zeit einnahm und von den Zuschauern Geduld forderte, schlug Wolfgang einige Veränderungen vor. Dabei sollte aber die Dauer des stummen Auftritts von Leonce nicht verkürzt werden, sondern seine Stimmung noch prägnanter dargestellt werden.
Nach den Aufwärmübungen (jeder stellt ein Tier dar, produzierte Tiergeräusche und fügte später Rollentext ein = eine Grundübung in Verfremdung) begann das Proben dieser Szene. Peter erhielt die Aufgabe, als Leonce verschiedene Gehweisen im Bühnen-Viereck auszuprobieren, dabei ganz frei seinen Impulsen zu folgen und später auch mit dem Seil zu spielen: „alles ist ein Spiel für Leonce in seiner beengten Welt und für den Moment gibt es nichts Wichtigeres für ihn“! Es machte viel Freude, Peter beim Suchen und Finden der Gangarten und Spielmöglichkeiten von Leonce zuzuschauen. Sein Balancieren, Stolzieren, Seilwerfen, der Zickzack-Gang,… alles wirkte sehr gekonnt und souverän und gab der Szene Spannung und Abwechslung. Man fragte sich: „was fällt ihm wohl als nächstes ein?“
Schließlich arbeitete Wolfgang noch an der Textstelle, in der Leonce von „ambrosischer Nacht“ spricht und auffordert: „stellt die Lampen unter Kristallglocken zwischen die Oleander, dass sie wie Mädchenaugen unter den Wimpern ihrer Blätter hervorleuchten“! Was für eine Wirkung und Veränderung gab es im Ausdruck, als Peter sich dieses romantische Bild vorstellen konnte und jetzt genau wusste, wovon Leonce sprach (ambrosisch = himmlisch, köstlich, göttlich;): eine Nacht voller Sinnlichkeit. Der Text wirkte jetzt gefüllt und erlebt. Uns allen wurde wieder einmal deutlich, dass jeder Satz verstanden und gefühlt werden muss und die Imagination dabei ungemein hilft.
All dies reflektierten wir dann noch in der Kaffeepause, waren guter Dinge und beschlossen voller Vertrauen in das Gelingen am kommenden Tag ohne weitere Proben den Durchlauf des Stücks zu spielen.
Genau so machten wir es am Sonntag. Mit viel Freude starteten wir und mit guten Gefühl beendeten wir. Kleine Stolperer und Verzögerungen gab es, aber auch viel Spielfreude und Gelungenes. In der Abschlussreflektion wurde nochmal angesprochen, dass es wichtig ist, jeden Satz so zu sprechen, als ob er das erste Mal gesagt wird, rasch, flüssig und „frei von der Zunge weg“.
Ich nehme mir vor, genau darauf zu achten, die Einsätze nicht zu verpassen und den Kiefertic der Gouvernante prägnant auszuführen und nicht zu verschleifen.
Wir verabschiedeten uns mit dem Gefühl von Vorfreude und Zuversicht.