Nach dem Buch ‚Alte Liebe‘ von Elke Heidenreich und Bernd Schröder mit Marc Dauenhauer und Sigrid Abendroth.

Wunderbar, wie Marc und Sigrid die Lesung vortrugen. Ich war schon öfters auf Lesungen gewesen, aber so eine kannte ich noch nicht. Es war eine bildnerische Darstellung des Vorgelesenen, ja Vorgetragenen. Auf der Bühne mittig ein Tisch mit zwei Stühlen dahinter. Auf dem Tisch verstreut Zeitungen. Ein Teetasse und eine blaue Teekanne aus Keramik. Links auf der Bühne auf dem Podest ein Sessel aus uralter Zeit (die übrigens heute wieder in sind). Ein kleines Tischchen mit Büchern darauf. Rechts auf der Bühne die große Leiter, da hing ein weißer Sommerhut und ein grüner Müllbeutel. Vor dem Podest rechts standen ein paar hohe Schuhe.

Links sitzt Lore (Sigird Abendroth) und schaut in Richtung Harry (Marc Dauenhauer). Er steht rechts vor dem Tisch und erinnert sich tanzend an das Hochzeitsfest ihrer Tochter. Die Bühne ist schwarz. Es gibt einen Tisch, zwei Stühle und einen gmütlichen Sessel auf der linken Seite.

Einladung zur Hochzeit ihrer Tochter Gloria

Die Geschichte erzählt von einem Ehepaar, das mittlerweile vierzig Jahre verheiratet ist. Lore, die noch berufstätig ist in der Bibliothek. Harry, der schon Rentner ist und sein neues Leben jeden Tag im Garten verbringt. Wie das Leben in vielen Ehen, die schon sehr lange bestehen. Ich sehe eine gewisse Ähnlichkeit auch in meiner Ehe. Mein Mann, der noch arbeitet und zu Hause seine Ruhe haben will. Ich, die Rentnerin, immer noch unternehmungslustig.

Die Lesung beginnt. Sigrid geht zur Bühne. Mit einem Brief in der Hand. Sie öffnet ihn auf der Bühne. Fast erschrickt sie. Und liest. Einladung zur Hochzeit ihrer Tochter Gloria. Oje, wie soll sie es ihrem Mann sagen. Es ist mittlerweile die dritte Hochzeit. Sigrid als Lore erzählt von sich. Wie sehr sie ihren Beruf als Bibliothekarin liebt. Vor allen dann, wenn Schriftsteller zu Lesungen in die Bibliothek kommen. Dann ist sie immer ganz hingetan. Und ihr Mann, ja der ist zu Hause. Ihn interessieren ihre Freuden nicht. Er geht lieber in den Garten zu seinen Dahlien und anderem Grünzeug. So wird das Eheleben manchmal zur Qual. Und Lore setzt sich auf linken Stuhl und schüttet sich eine Tasse Tee ein.

Harry, schau mal, Gloria hat uns eingeladen

In der Zwischenzeit trifft Harry ein. Er hat eine Jeanshose mit Löchern, ein kariertes Hemd an. Erzählt nun auch von seinem Eheleben. Ja, dass er nun Rentner ist und das Leben genießt. Endlich nicht mehr arbeiten und dem Druck des Müssens auszuhalten. Und Lore, seine Frau, ja sie geht ja noch gerne arbeiten. Manchmal habe er das Gefühl, dass sie arbeiten geht, weil sie Angst vor dem Rentenleben hat. Nicht mehr gebraucht zu werden. Und sie liebt ihre Bücher, ihre Schriftsteller. Da kann Harry nicht mithalten.

Harry geht zum rechten Podest und setzt sich. Zieht seine Straßenschuhe aus und will seine Gartenschuhe anziehen. Den rechten Schuh schafft er, den linken nicht, da mittlerweile Lore in den Garten gekommen ist.

Lore: wie bringe ich nur meinem Mann bei, dass unsere Tochter wieder heiratet. Und das wir eingeladen sind und hinfahren.

Sie hat den Brief in der Hand. Harry, schau mal, Gloria hat uns eingeladen zu ihrer Hochzeit. Wir sollten hinfahren. Auch wenn es die dritte ist. Es ist doch unsere Tochter. 

Doch Harry will nicht. Was soll ich da? Ein Kerl, der 10 Jahre jünger ist als ich. Das kann doch nichts sein. Lass mich mit der Hochzeit in Ruhe.

So geht das Spielchen hin und her. Lore erzählt, dass sie sich vor vielen Jahren sogar mal in einen Schriftsteller verliebt hat. Doch der war viel zu jung. War auch nur kurz. Sie hat ja ihren Harry. Und Harry, ja der soll mal was mit Ingrid Berg gehabt haben.

Verliebt wie am ersten Tag

Harry, schau mal, was ich hier unter den Todesanzeigen gelesen habe. Verna Berg ist gestorben. Du kennst sie doch. Und Lore stichelte ein wenig. Weil sie immer noch eifersüchtig war. Sie glaubte, dass Harry vor vielen Jahren ein Techtelmechtel mit Verena Berg hatte.

Ja, ich kann mich erinnern. Und ich geb’s ja zu, sie war eine attraktive Frau, sagte Harry.

Wieder fing Lore von der Hochzeit an. Harry, ich habe große Lust, morgen mit dir in die Stadt zu fahren und groß einzukaufen. Du brauchst einen neuen Anzug. Der alte ist doch viel zu eng. Ich möchte gerne eine schickes leichtes Kleid mit Blumen drauf.

Immer im Wechsel, das Textbuch in der Hand, lasen und spielten Sigrid und Marc. Es war so schön anzusehen. Und am Ende hat Lore es dann doch geschafft, dass Harry mit ihr zur Hochzeit ihrer Tochter fuhren.

Doch was für eine Hochzeit. Die Hochzeitsrede war langweilig. Es waren nur eingebildete reiche Leute dort. Wie soll sich Gloria da zurechtfinden? Ja, sagte Harry, ich hätte eine tolle Rede gehalten. Hätte die reichen Leute ein wenig zurechtgestutzt. Doch ich tat es nicht, Gloria zuliebe. Harry nahm seine Lore und sie tanzten. Sie tanzten den Gästen etwas vor, dass denen die Augen ausfielen. Und dann schlichen sie sich davon. Verliebt wie am ersten Tag ihrer Ehe, gingen glücklich ins Hotel und feierten dort erneut ihre Liebe, die mittlerweile 40 Jahre gehalten hat. Und wie, dass müsst ihr euch selber ausmalen.

Wunderbares Happyend von Harry und Lore

Wieder zu Hause nahm Harry seine Lore in den Arm. Sagte ihr, dass er sich von nun an mehr um Ihre Wünsche kümmert. Das er mit Lore auf Reisen geht. Das seine Ehe und Liebe noch nicht zu Ende sind.

Ich fand es wunderbar wie anschaulich die Lesung gestaltet wurde. Nicht einfach nur Lesen, sondern das Gelesene zeigen. Sigrid hat sich so sehr gesteigert durch den Schauspielunterricht. Ihre Mimik immer wieder passend zu ihrem Gefühl. So locker hab ich sie noch nicht gesehen. Und in den Pausen, wenn Marc sprach, saß sie auf ihrem Stuhl, sinnierte vor sich hin, mit der Kaffeetasse in der Hand. Marc, ja da brauch ich nicht viel zu sagen. Naturtalent von Grund auf. Richtig natürlich, die Rolle passte zu ihm. Manchmal ein bisschen die Silben verschluckt. Aber auch das passte. Zu dem Rentner Harry, der in seinem Garten glücklich ist.

Wunderbares Happyend von Harry und Lore. Sie sagten sich gegenseitig ‚Ich liebe dich‘. Und nahmen sich in den Arm. Lange Zeit. Dann Applaus. Großer Applaus. Bravorufe. Ich glaube von Barbara und Wolfgang. Ich ging auf die Bühne, überreichte Marc und Sigrid drei kleine rote Rosen. Und dankte ihnen für die schöne Lesung.

Leider kann ich am 12.10. nicht dabei sein. Wünsche euch beiden, Marc und Sigrid, viel Glück!

Herzlichst Gabriela

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