Probentag Nr. 18, 18.11.2017

Wieder ein langer Probentag: wir werden geschminkt und es wird gefilmt. Wie immer ist der Beginn unser „Frühstücksgespräch“. Heute sind wir zu acht mit Marc und Pedram, der das erste Mal dabei ist, und wie Marc an der Kamera steht. Beide werden aus den heutigen und früheren Filmaufnahmen später mit Gianni einen 15-minütigen Film für die Präsentation anlässlich der Preisverleihung des Heinrich-Heine-Kreises am 6.12.17 zusammenschneiden. Wir sind alle sehr gespannt, wie unsere Probenarbeit und das Absurde des Stücks in 15 Minuten Film vermittelt werden wird.

2 wichtige Termine
Wir geben im Dezember zweimal Einblick in unsere Probenarbeit vor Publikum in unserem Pavillon. Sie sollen zeigen, wie weit wir bisher gekommen sind. Also ein Zwischenergebnis ohne Anspruch auf Vollkommenheit. Jeweils um 18 Uhr.
So 10.12. und Sa 30.12.
Plätze können gegen eine Spende reserviert werden, es gibt nur ca. 25 Plätze.

Stopps und Katas

Im Gespräch über unsere Wünsche und Erfahrungen vom vorherigen Probentag wird deutlich, dass hinsichtlich der Gebärden der Figuren und der Katas mehr Klarheit geschaffen werden muss. Wolfgang möchte unbedingt mehr Stopps sehen. Hierzu passt Pedrams Beitrag: „mutige Pausen in Filmen schätze ich sehr“. Das Innehalten über Stopps (innerlich bis ca. 25 zählen) ermöglicht beim Zuschauer einen Moment der Reflektion oder sogar Meditation und beim Spieler eine innere Sammlung. So wird alles Gehetzte, Flüchtige vermieden, Neugier und Spannung können geweckt werden und die Szenen bekommen eine feine Gliederung.
Weitere Elemente der Gestaltung sind die per Zufall ausgewählten Bewegungsabläufe und Gebärden (Katas), die die Figuren erhalten. Anfänglichen Zweifeln, ob diese denn zur Szene, bzw. zum Text passen, werden rasch ausgeräumt. „Sie passen immer“, erklärt uns Wolfgang. Denn sie sollen nichts unterstreichen oder demonstrieren, sondern dienen der Verfremdung. Sie geben der jeweiligen Figur eine über die Handlung und die Sprache hinausgehende Dimension oder ein ganz spezielles, unbewusst gestaltendes Eigenleben. Alles Alltägliche, „Privatpersönliche“ oder zu Erwartende wird dadurch um so mehr verhindert. So verstehe ich es jedenfalls – ob ich damit richtig liege ???

Geschminkte Schauspieler des TheaterlaborsRhythmen

Beeindruckend ist dann auch die Wirkung von Rhythmus. In den Vorübungen stampfen und tanzen wir in eigenen Rhythmen mit Rasseln und dann mit Tönen und Gesang in Fantasiesprache. Wir wechseln den Rhythmus, die Lautstärken und probieren verfremdete Gehweisen. Unterschiedliche Rhythmen, Gesang und den Wechsel von laut und leise integrieren besonders Valerio und Leonce dann auf der Bühne. Valerio wird hierdurch noch lebendiger, spielerischer und kann losgelöst von allen Konventionen und Regeln agieren. Er ist der Einzige, der sich Freiheiten in diesem Stück erlauben darf und sie mehr und mehr nutzt.

Leonce, baut sich in der Anfangsszene mit dem Seil seine eigene kleine, eng umgegrenzte aber auch geschützte Welt auf. Später reißt er mit den Krallenhänden unsichtbare Hindernisse, Schranken auseinander, fremdelt anfangs mit dieser Gebärde, wird aber durch Wolfgangs Rückmeldung („die Gebärde passt immer, es ist nicht das Ziel, dass sie zum Gesagten passt“, nachdenklich und schließlich auch überzeugt. Auch das ist mir in eindrücklicher Erinnerung geblieben.

Lena und Gouvernante bauen mehr Stopps in ihre Szene ein. Durch die entstehenden Pausen gelingt es besser in einen Dialog zu kommen und die Wirkung der Worte kann sich ausbreiten.

Ein langer Probentag geht zu Ende. Es ist noch so viel mehr passiert, was ich jetzt nicht in Worte zu fassen vermag. Das seine Wirkung aber bestimmt auch ohne Worte entfaltet.

Ich bin gespannt.